Unscharfe Sicht in der Ferne: Muss das Kurzsichtigkeit sein?

Geprüft von: Dr. med. Erik Wölfel 25. Februar 2019, 13 Uhr Augenlasern
Unscharfe Sicht in der Ferne: Muss das Kurzsichtigkeit sein?

Fast immer bringen wir unscharfe Sicht in der Ferne mit der Kurzsichtigkeit in Verbindung. Doch es gibt auch andere Gründe, die hinter dem verschwommenen Sehen auf weiteren Entfernungen stecken können.

Schlechtes Sehen

Die Sehschärfe ist die Fähigkeit, Gegenstände bei guter Beleuchtung wahrnehmen und klar von anderen Objekten unterscheiden zu können. Teilweise ist diese Fähigkeit von der Bauweise des Auges abhängig – zum Beispiel ein im Verhältnis zur Brechkraft zu langer Augapfel führt in der Folge zur Kurzsichtigkeit. Denn dann wird das Bild vor der Netzhaut fokussiert und trifft somit nicht mehr gebündelt auf der Netzhaut auf. Dadurch erscheint das Bild unscharf.

Die Sehschärfe hängt auch vom Zustand des Sehnervs ab und von dem Teil des Gehirns, der die visuelle Information verarbeitet. Aus diesem Grund können wir nicht sagen, dass die Augen die scharfe Sicht bestimmen, denn der Sehprozess ist sehr viel umfangreicher. Die Information nehmen wir zwar über die Augen auf, aber sie wird dann durch das Gehirn analysiert und weiterverarbeitet.

Hornhautverkrümmung

Die Hornhautverkrümmung ist ein refraktiver Sehfehler, der unscharfe Sicht auf allen Entfernungen auslöst. Sie entsteht, wenn die Hornhaut (also die äußerste Schicht des Auges, die das Licht durchlässt und Iris und Linse schützt) ungleichmäßig geformt ist. Das Licht trifft dann auf verschiedene Punkte der Netzhaut auf, wodurch dann unscharfe Sicht in der Nähe und in der Weite entsteht.

Die Hornhautverkrümmung tritt entweder alleine oder zusammen mit einer Kurz- oder Weitsichtigkeit auf.

Grauer Star als Ursache

Der Graue Star entsteht, wenn die Linse an Klarheit verliert und mehr und mehr eintrübt. Zu den Symptomen des Grauen Stars gehören vor allem die unscharfe Sicht sowie Lichtempfindlichkeit, schlechte Nachtsicht und die Schwierigkeit, Farben zu unterscheiden. Manchmal sehen Betroffene auch doppelt. Die unscharfe Sicht in der Ferne kann also auch den Grauen Star zu Ursache haben.

Diabetes

Bei Diabetes-Patienten ist die Bauchspeicheldrüse nicht in der Lage, ausreichend Insulin für das einwandfreie Funktionieren des Körpers zu produzieren. Dadurch steigt der Glukose-Wert im Blut an, wodurch unter anderem Sehprobleme entstehen können. So kann auch eine Diabetes-Erkrankung hinter verschwommenen Sehen in der Ferne beteiligt sein.

Elektronische Bildschirme

Die exzessive Nutzung von elektronischen Bildschirmen – sei es von Smartphones, Computern, Spielekonsolen, eReadern, etc. ist ein eher neuerer Grund für unscharfe Sicht – sowohl im Fernen, als auch im Nahen. Unsere Augen leiden stark unter der häufigen und fortwährenden Nutzung elektronischer Medien. Durch die ultravioletten Strahlen der Bildschirme stehen unsere Augen unter fortwährender Anspannung. Das Auge stellt ständig auf „Nahsicht“ – das ist für unser Auge anstrengender als das Sehen auf unterschiedlichen und vor allem auf mittleren und weiten Distanzen. Gleichzeitig blinzeln wir bei der Nutzung von Smartphones und Co weniger. Durch alle diese zusätzlichen Anstrengungen für das Auge kann es bei exzessiver Nutzung zu roten und gereizten Augen sowie unscharfer Sicht kommen.

Was kann ich gegen unscharfe Sicht tun?

Es gibt durchaus Dinge, die wir im Alltag gegen die unscharfe Sicht für unsere Augen tun können:

  • Wenn wir arbeiten, sollten wir einmal in der Stunde unsere Augen mindestens 5 Minuten entspannen. Das können sanfte Augenmassagen sein, aber auch bewusstes Blinzeln oder den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.
  • Gesunde Ernährung. Unsere Lebensmittel haben einen direkten Einfluss auf unsere gesamte Gesundheit, nicht nur die der Augen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse und wenig gesättigten Fetten und Zucker wirkt sich somit auch gut auf die Augen aus. Lebensmittel mit Vitamin A und Lutein reduzieren die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Krankheiten wie dem Grauen Star oder der vorzeitigen Makuladegeneration.
  • Der Abstand zu elektronischen Bildschirmen sollte circa 45 Zentimeter betragen, um die Augen nicht unnötig zu belasten.

Es gibt außer der Kurzsichtigkeit also zahlreiche andere mögliche Ursachen für unscharfes Sehen in der Ferne. Häufig treten dann aber zum einen auch unscharfes Sehen in der Nähe sowie weitere Symptome auf. In diesen Fällen ist es normal, dass wir die unscharfe Sicht in der Ferne zunächst bemerken. Denn Dinge in unserer unmittelbaren Entfernung, die wir nicht scharf sehen können, ziehen wir häufig unbewusst entweder noch näher an uns heran oder halten sie weiter weg oder suchen uns mehr Licht. Bei Dingen, die wir in der Ferne nicht gut sehen können, haben wir diese Mittel und Wege nicht – und bemerken so das unscharfe Sehen auf dieser Distanz zuerst.

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